In Monquentiva, einem recht abgelegenen Dorf in der Gemeinde Guatavita in Kolumbien, machen drei Generationen von Bauernfamilien, allesamt aktiv in ihrer Kooperative, wo sich alles um die Milch dreht, vor, wie sie, ausgehend vom eingespielten genossenschaftlichen Miteinander, interessante Antworten auf einige der großen Herausforderungen und globalen Veränderungen auftun,; und dies alles mit ansteckendem Optimismus. Die Kooperative hat gerade ihr 24. Jubiläum gefeiert und wird seit Beginn an von José Ignacio Tamayo gemanagt und allem steht Elías Romero als Präsident vor. Dank einer sehr gut durchdachten Anwendung der dem Genossenschaftswesen zugrundeliegenen Philosophie, wo die besonderen sozialen, ökologischen, wirtschaftlichen und politischen Bedingungen vor Ort nie aus dem Auge verloren wurden, konnten die rund 50 Familien ein, jung und alt zufriedenmachendes Wohlstandsniveau erreichen.
Was in den Neunzigern mit dem Kampf gegen den wahllosen Einsatz von Pestiziden begann, ist, auch in Peru wohl noch lange nicht zu Ende; hier setzt das Aktionsnetz-werk für alternative Landwirtschaft (RAAA steht für Red de Acción en Agricultura Alternativa) mit seinen Aktionen an. Luís Gomero, der Kopf der RAAA setzt mit seinem Team auf Vernetzung. Gemeinsam mit vielen anderen Gruppen und Initiativen praktiziert man einen fruchtbaren Wechsel zwischen einerseits
Anprangerung und Protest und andererseits Dialog, Verbesserungsvorschlägen und alternativen Aktionen. Das Verbot des so genannten „schmutzigen Dutzends“, sprich der giftigsten Agrarchemikalien, das Moratorium bezüglich der Einführung genveränderter Organismen und seine Erneuerung in Peru und der Stopp des Exports chemischer Vorprodukte aus einigen europäischen Ländern nach Peru sowie die Gründung der ökologischen Erzeugervereinigung des Chillon-Tals, eines} der Epizentren der Einsatzes von Agro-Giften in Peru, mit seinem Biowochenmarkt in Carabayllo und dem Verkaufsstand in einem weiteren Markt in Lima sind einige der erreichten Meilensteine im Kampf gegen tödliche Mittel und hin zu sauberem Essen.
Diese Geschichte des Gelingens han delt von Lore und Feli mit ihren Kids Sara und Juan und ihrem Leben. Drehen tut es sich um die Herausforderung, die wir alle in unserem Leben kennen, auf der
Suche nach der Antwort auf die Frage, wozu wir berufen sind? Nach recht kurzem Intermezzo im konventionellen Leben haben sich Lore und Feli für ein Leben entschieden, in dem sie sich zu Hause fühlen und ihrer empfundenen Berufung folgen: der Start eines horizon talen Netzwerks, welches sich um Landschaft und Natur, Alpakas und kollektives indigenes Textilhandwerk kümmert. Und der Alltag auf der klein.
Mineiros/Gandú. Hinter dem Steuer seines schwarzen Volvo muss Paulo Borges die Augen zusammenkneifen, um in der Staubwolke den Geländewagen vor ihm nicht aus den Augen zu verlieren. Der Grossgrundbesitzer ist in einer Autokolonne unterwegs im Mittleren Westen Brasiliens, der Kornkammer des südamerikanischen Landes. Grüne Sojafelder erstrecken sich bis zum Horizont. Getrennt durch schnurgerade, rotbraune Lehmstrassen. Ab und zu erinnern ein paar hohe Rotzedern, Eisenholzbäume und Papageien daran, dass diese Gegend Brasiliens einst der Übergang zum Amazonas war. Jetzt brennt auf das flache, schattenlose Land die Sonne herunter; ohne Klimaanlage ist die Hitze nicht auszuhalten. Seit drei Jahrzehnten wird hier industrielle Landwirtschaft betrieben: Genveränderte Samen, dazu die passenden Insektizide, Fungizide, Herbizide. Alles im Rundum-Sorglos-Paket von Konzernen wie Bayer-Monsanto, Novartis oder Pioneer. Fein ausgeklügelt, um die Risiken durch Klima und Schädlinge zu minimieren.
Video zur Reportage: Mit Syntropie aus der Grünen Wüste.
„Mindestens elfmal pro Erntezyklus sprühen wir, also im Schnitt alle zehn Tage“, erzählt Borges, ein misstrauischer Grossbauer in Karohemd, Jeans und Strohhut. Der 49jährige besitzt 10.000 Hektar. Zweimal erntet er im Jahr, Soja und Mais im Wechsel. Die Ernte verkauft er an Zwischenhändler wie Cargill oder multinationale Broker. Der Verkauf ist digitalisiert, die Soja geht als Viehfutter vor allem nach Asien und Europa. Damit wurde Borges reich. Der Boden war fruchtbar, die Ernte üppig, Resistenzen kein Thema. Bis zu 3600 kg pro Hektar war der Ertrag. Doch jetzt stösst das Modell an seine Grenzen: Resistenzen und Bodenunfruchtbarkeit senken die Produktivität um bis zu 30%. Borges braucht immer mehr Gift für immer weniger Ertrag. Das Rundum-Sorglos-Paket funktioniert nur noch für die ganz Grossen, die die besten Böden haben oder selbst Silos, Banken und Transportflotten besitzen, um die Soja zu verschiffen. Leute wie Brasiliens Agromogul Blairo Maggi, Ex-Gouverneur und Ex-Landwirtschaftsminister. Andere landen in der Verschuldungsfalle. „Moderne Sklaverei“, nennt Borges das Modell.
Das Gentechnische Sorgenpaket
Drei Dutzend Grossgrundbesitzer in der Autokolonne suchen Auswege aus der Sackgasse. Sie sind unterwegs auf die Sojafarm Invernadinho in der Nähe von Mineiros zu einem Praxisseminar mit dem Schweizer Agronomen Ernst Götsch. 71 Jahre alt, hager, Ziegenbart. Ein Bauernsohn vom Bodensee. Einer, der mit Mischkulturen experimentierte, als seine Forscherkollegen am Eidgenössischen Institut für Pflanzenbau auf Gentechnik und die Grüne Revolution setzten. „Alle sassen im Labor. Ich hatte die Gewächshäuser praktisch für mich alleine“, sagt er schmunzelnd. Er fand Interessantes heraus: „Um 30% steigerte sich das Wachstum bei Mischkulturen“ Von den Mischkulturen kam er auf Mikroorganismen im Boden, davon aufs Ökosystem, und alles zusammen ergab das, was Götsch die syntropische Landwirtschaft nennt: Ein in sich geschlossenes System, in dem unterschiedliche Pflanzen bestimmte Stoffwechselprodukte füreinander produzieren und mit der Zeit immer komplexere Ökosysteme und fruchtbarere Böden bilden.
SYNTROPISCHE LANDWIRTSCHAFT
Syntropie bedeutet im griechischen “miteinander, zusammen”. Die syntropische Landwirtschaft beruht auf dem komplexen Zusammenspiel verschiedener Pflanzen und Organismen, die sich gegenseitig schützen und Nährstoffe zur Verfügung stellen. Sie besteht also immer aus Mischkulturen und ist genau das Gegenstück zur modernen „Grünen Revolution“ mit ihren Monokulturen. Ihre Grundstruktur ist ein Agroforst. Bäume und Gräser liefern vor allem organisches Material zur Verbesserung der Bodenqualität und der Feuchtigkeit. Die syntropische Landwirtschaft verzichtet auf extern zugefügten Dünger, Pestizide und Insektizide und ist damit 100% organisch. Die Hauptaufgabe des Menschen ist, den Agroforst zu planen, anzulegen und anschliessend durch gezieltes Stutzen zu pflegen.
Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Wald. Statt der Monotonie der Grünen Revolution herrscht in Götschs System Vielfalt – egal, ob es um die Produktion von Kakao geht, Soja, Weizen, Bananen oder Zitrusfrüchten. Auch der Mensch hat seinen Part: „Er ist die Giraffe“, sagt Götsch, der knackige Vergleiche liebt. Der Mensch stutzt die Baumreihen regelmässig. Das regt das Wachstum der Pflanzen an, und zugleich wird dem Boden Biomasse als Dünger zugeführt wird. Dass es funktioniert, dafür ist Götschs eigene Farm im Bundesstaat Bahía das beste Beispiel.
Der Regenmacher aus Bahia
Rrrrrummm, rrrrummm. Das Geräusch der Kettensäge dringt schon von weitem durch den dichten Wald in Gandú, im Süden von Bahía. Doch statt Kahlschlag entsteht hier ein menschengemachter Dschungel, und mittendrin befindet sich eine der produktivsten und qualitativ besten Kakaoplantagen von ganz Brasilien. „Das Stutzen regt das Wachstum der Pflanze an, schafft natürlichen Dünger und Licht für die darunter wachsenden Pflanzen“, erklärt Götsch. Er bekam die 120 Hektar vor 30 Jahren – durch eine Wette. „Das hier war verbuschtes Grasland“, erzählt Götsch, während er in Gummistiefeln und völlig verdreckten Hosen Bäume erklettert und mit der Motorsäge Äste abtrennt. Der Boden war durch Abholzung und jahrelange Viehwirtschaft verarmt, die meisten Quellen versiegt. „Ungeeignet für Kakao“, bescheinigte die zuständige Landwirtschaftsbehörde. Kakao war damals Bahias Vorzeige-Produkt. Was sich nicht für Kakao eignete, war wertlos. Götschs damaliger Auftraggeber forderte ihn heraus: „Ich kaufe dir das Land. Wenn deine Methode funktioniert, zahlst du mir es zurück.“ Götsch begann, Bäume zu setzen. Kunstdünger und Pestizide lehnte er ab. Das meiste liess er dann natürlich wachsen, auf 12 Hektar pflanzte er Bananen und Kakao und griff dort immer wieder regulierend ein.
Seine Nachbarn belächeln den „Irren Gringo“. Doch sein Erfolg gibt ihm längst recht.
Die Nachbarn belächelten den „irren Gringo.“ Doch nach fünf Jahren entstand ein kleiner Wald, die ersten Quellen kehrten zurück, und Götsch konnte seinen Kredit mit Kakao und Bananen zurückzahlen. Die Pflanzen wuchsen so gut, dass ihnen auch grassierende Pilzerkrankungen nichts anhaben konnten. Dann kam eine große Dürre über die Region; nur bei Götsch regnete es, weil die dichte Vegetation seiner 120 Hektar lokal für eine hohe Verdunstung sorgte. Sein Erfolg als „Regenmacher“ brachte ihm den Respekt der Nachbarn ein. Sie begannen ihm nachzuahmen. Inzwischen ist die Waldfläche der Umgegend auf 1000 Hektar gewachsen. „Beim Überflug siehst du meine Finca gar nicht mehr, weil es hier nun das ganze Jahr Wolken hat“, erzählt Götsch stolz.
Bildstrecke: Ernst Götsch auf seiner Fazenda in Bahia.
Keine Sekunde lang hört er auf zu arbeiten. Konzentriert zerkleinert er die abgesäbelten Äste des Jackbaums mit der Machete, um sie unter dem Kakaobaum zu drapieren. Auf die Frage, wie produktiv seine Plantage denn sei, antwortet er zufrieden: „Genauso wie die konventionellen der Nachbarn. Nur habe ich weniger Kosten.“ In seiner Nachkriegsjugend erlebte Götsch, wie damals die Bauern produzierten. „Es gab viele Hecken zwischen den Äckern. Obstplantagen waren normalerweise am Waldrand“, beobachtete er. Traditionen, die verloren gingen und als veraltet galten. Nur nicht bei Götsch. Nach seinem Forschungsaufenthalt in Zürich nahm er einen Auftrag auf einer Kaffeeplantage in Costa Rica an, um seine Ideen grossflächig in anderen Klimazonen zu testen; eine Zeitlang war er auch in Afrika.
Die Natur nachahmen
Ein Element spielt dabei eine zentrale Rolle, hat Götsch festgestellt: Der Wald. „Der Niedergang der Hochkulturen wurde immer durch eine Erschöpfung der natürlichen Ressourcen eingeleitet“, doziert er, „anfangen von den Römern bis hin zu den Maya. Und immer hatte es mit dem Kampf des Menschen gegen den Wald zu tun.“ Der Wald als etwas Finsteres, Unberechenbares gegen den Mensch, der ein Steppentier ist? Könnte es ein psychologisches Element sein, dass unserer Zivilisation – mit Ausnahme weniger indigener Gruppen – also schon seit Jahrtausenden böse Streiche spielt, ohne dass wir dazu lernen? Götsch bejaht das, aber auch die Tatsache, dass sich die Natur von den menschlichen Rückschlägen bisher immer wieder erholt hat.
Der Wald: Freund oder Feind des Menschen?
Seine Produktion kommt komplett ohne Dünger, ohne Bewässerung und Pestizide aus, ist 100% biologisch. Wegen der niedrigen Kosten kann so von einem Hektar eine Familie ernährt werden, mit vier Hektar kann man zu Wohlstand kommen, hat er errechnet – sofern die Produkte weiterverarbeitet werden und Abtransport und Vermarktung funktionieren. Das betreibt seine Frau Cimara mit den beiden Töchtern im familiären Kleinbetrieb. „Götsch“ heisst die Hausmarke. In der heimischen Küche werden Kakao-Brösel und Bitterschokolade produziert und in einfachen Papiertüten verkauft. Sein Erfolg sprach sich herum. Götsch wurde zum „Agroforst-Papst“. Doch er will heraus aus der Öko-Nische. „Mein Wunsch ist, dass meine Art Landwirtschaft zu betreiben sich global durchsetzt“, sagt er. Dafür braucht er die Grossbauern. Vor zwei Jahren begann er die Zusammenarbeit mit der Gruppe aus Mineiros, zu der auch der Sojafarmer Paolo Borges gehört. Aus anfangs 40 Teilnehmern wurden inzwischen tausend, die per whatsapp vernetzt sind. Auf dem Seminar in Mineiros ist die Euphorie des Pioniergeistes zu spüren. Doch die Herausforderung, die syntropische Landwirtschaft auf grossen Flächen zu betreiben, ist riesig, wie auf der für den Workshop auserwählten Fazenda Invernadinho anschaulich wird: Nicht alle Pflanzen passen zueinander, die verschiedenen Produkte wie Bohnen, Bananen, Soja und Zitrusfrüchte werden gestaffelt geerntet – jede Fazenda braucht eine eigene, massgeschneiderte Kombination.
Uns fehlen Berater und passende Maschinen“, sagt Seminarteilnehmer Marco Janssen. Weil es die noch nicht gibt, malt Götsch selbst Entwürfe. Er hat auch schon ein paar Tüftler gefunden, die seine Skizzen umsetzen. Beim Praxistest auf Invernadinho gibt der grosse Rasenmäher-Gras-Aufhäufer aber schon nach wenigen Metern den Geist auf. „Das ist normal, wir haben den Fehler erkannt und müssen es nochmal versuchen“, ermuntert Götsch den skeptischen Janssen. Ein weiterer Haken sind die fehlenden Fachkräfte. Götsch hat zwar einige Agronomen in seiner Methode ausgebildet, doch längst nicht genug. Kostenpflichtige Video-Tutorials im Internet zeigen nur die Grundlagen, helfen aber nicht bei jeder Unwägbarkeit. Und schnelle Abhilfe ist für die Grossbauern das A und O, denn bei ihnen geht jede Missernte in die Millionen.
Die Töchter von Ernst Götsch füllen die fertige Schokolade in Formen.
Bildstrecke: Angeregt von Ernst Götsch, schliessen sich Grossbauern in der Gruppe für nachhaltige Landwirtschaft (GAAS) zusammen.
In Catachilla und Rancho Nuevo, zwei Gemeinden des bolivianischen Landkreises Santivañez in Bolivien macht eine Gruppe von Menschen vor, wie sie sich durch ihre Gemüsegärten an die Klimakrise und insbesondere an die extreme Trockenheit anzupassen vermocht haben. Als Kollektiv sind sie einen Weg eingeschlagen, der horizontales Lernen und die Weitergabe von Erfahrungen untereinander praktiziert. Die Gruppe setzt sich in Beziehung zu Commons wie Wasser, Boden, Biologischer Vielfalt und autochthonem Saatgut, aber auch gegenüber der kulturellen Ernährungsgewohnheiten und sozio-ökologischen Handlungslogiken. Was als eine durch verschiedene Projekte angeregte Initiative begann, verwandelt sich schrittweise in eine selbstbestimmte Roadmap. Die Gruppe hat sich zu einem agrarökologisch wirtschaftenden Gartenbauproduzentenring zusammengefunden und organisiert eigene regelmässige Wochenmärkte. Diese Schritte gehen voll auf die Kappe der Gruppe, denn die verschiedenen unterstützenden Projekte reichten nicht bis hierher. In der Regel zielen Projekte darauf ab, den ownership der Zielgruppe zu stärken; gelingen tut dies dagegen fast nie; warum also gerade hier? Projekte wirken oft wie Zwangsjacken, da sie sich kaum oder gar nicht an veränderte oder sich ständig wandelnden Realitäten anpassen. Es scheint, als wenn im hier vorliegenden Fall nicht darauf gewartet wurde, dass sich die Realität an die jeweilige Projektlogik anpasst.
Wir sind ein Konsortium von Institutionen, die mit angewandter Forschung und nachhaltiger ländlicher Entwicklung verbunden sind. Wir arbeiten mit städtischen und stadtnahen Familien sowie ländlichen Gemeinden zusammen, hauptsächlich mit Landwirten, die die Familienlandwirtschaft in der Andenregion fördern. In den letzten Jahren haben wir die Zunahme des Einsatzes von Agrochemikalien und deren schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Umwelt beobachtet. Bewegt von diesem Anliegen und den Ergebnissen unserer eigenen Forschung haben wir audiovisuelles Material von verschiedenen akademischen und gemeinnützigen Institutionen in La Paz, Cochabamba und Santa Cruz zusammengestellt, die sich mit der Untersuchung der Auswirkungen von Agrochemikalien befassen. Wir stellen das gesammelte Material zu Sensibilisierungs- und Bildungszwecken verschiedenen Zielgruppen zur Verfügung.
Die Mezquitalregion im mexikanischen Hochland auf über zweitausend Metern Höhe gelegen, vier Autostunden nördlich von Mexiko-Stadt, ist seit Jahrhunderten ein wichtiges Zentrum für den aus Agavensaft gewonnenen Honig sowie dem schon zu Zeiten des Aztekenreichs geschätzten Pulque, einem Art Agavenmet. Das Klima mit viel Sonne am Tag und kalten Nächten sowie die Wüstenvegetation, grösstenteils eine Kakteenlandschaft, legen die landwirtschaftliche Nutzung der Maguey- und Nopalkakteen nahe. Die Hñähñu-Indigenen als Urbewohner dieses Hochplateaus dehnten den Agavenbestand noch weiter aus, indem sie Magueyund Nopalkakteen anpflanzten, um Pulque und Maguey-Honig, ein konzentriertes Süßungsmittel herzustellen. Die Kolonialzeit und dann die Moderne schienen dieser Kulturarbeit ein Ende zu setzen, aber derzeit kommt es gerade zu einer Wiederbelebung der ursprünglichen Nutzung dieses ariden Kulturraums, indem Innovationen den Weg in die Gegenwart ebnen.
“Die Kartoffelernte wird ein Trauerspiel“ – diesen Satz hört man häufig, wenn man das Gespräch sucht in der ländlichen Gegend von Chinchero in der Nähe von Cusco, Peru. Es herrscht Wasserstress: deutlich weniger Niederschläge, die zeitlich unkalkulierbar und häufig als Starkregen stattfinden, stellen die kleinen familiären Landwirtschaften vor grösste Probleme. Den Menschen hier bleibt keine Wahl und so haben sie begonnen, das Wassermanagment an die Klimakrise anzupassen. Stichwort: Wasser säen. Dahinter stecken unterschiedliche Massnahmen, die die Niederschläge optimal zur Anreicherung oder Regenerierung der
Grundwasserhorizonte auszunutzen versuchen. Damit diese Resilienz jedoch durch wenig achtsamen Wasserkonsum nicht direkt wieder zunichte gemacht wird, vor allem in den städtischen Zentren und durch den Tourismus, ist angesagt, ökosystemische Regenerierung zu ermöglichen indem Wechselseitigkeiten erkannt und Verhalten dahingehend ausgerichtet werden. Die hier skizzierte Geschichte des Gelingens befindet sich mitten in diesem Prozess.
In den kommenden Jahrzehnten wird das Überleben der Menschheit von unserer ökologischen Kompetenz abhängen – der Fähigkeit, die Grundprinzipien der Ökologie zu verstehen und danach zu leben – und sie muss zu einer entscheidenden Fähigkeit für politische Entscheidungsträger, Wirtschaftsführer und Fachleute in allen Bereichen werden, wenn nicht sogar am meisten wichtiger Bestandteil der Bildung auf allen Ebenen