Elephantengras ist ein Schilfrohr, das oft an sumpfigen Flussufern wächst. In México spricht man diesbezüglich von Jarillas. Tlacotal ist Nahuatl, die Sprache der Azteken und bedeutet Ort, an dem Jarillas wachsen. Tlacotal gehört zum Munizip Iztacalco, im Südosten von Mexiko-Stadt gelegen. Der Miramontes-Fluss, das damalige Wahrzeichen von Tlacotal, wurde kanalisiert und fliesst mittlerweile unterirdisch, aber Jarillas wachsen immer noch und zwar im Ökogarten des Kultur- und Nachbarschaftszentrums, welches nach dem Elephantengras benannt wurde, Las Jarillas. Dieses Kulturzentrum ist ein Hotspot von Mexiko Stadt, wenn die Sprache auf Quartier-Comunity, Selbstverwaltung und Kulturarbeit in Richtung städtische Identität kommt. Entwicklung und Selbstbestimmtes Kulturleben, ganz nah an der sozialen Realität der Menschen, die hier leben und wo die dritte Generation langsam einsteigt. Das Kollektiv macht vor, wie man wirksam für das Recht auf Stadt eintritt und allen Vereinnahmungsversuchen getrotzt hat.
Die Mezquitalregion im mexikanischen Hochland auf über zweitausend Metern Höhe gelegen, vier Autostunden nördlich von Mexiko-Stadt, ist seit Jahrhunderten ein wichtiges Zentrum für den aus Agavensaft gewonnenen Honig sowie dem schon zu Zeiten des Aztekenreichs geschätzten Pulque, einem Art Agavenmet. Das Klima mit viel Sonne am Tag und kalten Nächten sowie die Wüstenvegetation, grösstenteils eine Kakteenlandschaft, legen die landwirtschaftliche Nutzung der Maguey- und Nopalkakteen nahe. Die Hñähñu-Indigenen als Urbewohner dieses Hochplateaus dehnten den Agavenbestand noch weiter aus, indem sie Magueyund Nopalkakteen anpflanzten, um Pulque und Maguey-Honig, ein konzentriertes Süßungsmittel herzustellen. Die Kolonialzeit und dann die Moderne schienen dieser Kulturarbeit ein Ende zu setzen, aber derzeit kommt es gerade zu einer Wiederbelebung der ursprünglichen Nutzung dieses ariden Kulturraums, indem Innovationen den Weg in die Gegenwart ebnen.
“Die Kartoffelernte wird ein Trauerspiel“ – diesen Satz hört man häufig, wenn man das Gespräch sucht in der ländlichen Gegend von Chinchero in der Nähe von Cusco, Peru. Es herrscht Wasserstress: deutlich weniger Niederschläge, die zeitlich unkalkulierbar und häufig als Starkregen stattfinden, stellen die kleinen familiären Landwirtschaften vor grösste Probleme. Den Menschen hier bleibt keine Wahl und so haben sie begonnen, das Wassermanagment an die Klimakrise anzupassen. Stichwort: Wasser säen. Dahinter stecken unterschiedliche Massnahmen, die die Niederschläge optimal zur Anreicherung oder Regenerierung der
Grundwasserhorizonte auszunutzen versuchen. Damit diese Resilienz jedoch durch wenig achtsamen Wasserkonsum nicht direkt wieder zunichte gemacht wird, vor allem in den städtischen Zentren und durch den Tourismus, ist angesagt, ökosystemische Regenerierung zu ermöglichen indem Wechselseitigkeiten erkannt und Verhalten dahingehend ausgerichtet werden. Die hier skizzierte Geschichte des Gelingens befindet sich mitten in diesem Prozess.
Kusi Kawsay ist Quechua und bedeutet „glückliches Leben“, so heisst auch die Schule in Pisaq in den peruaniaschen Anden, welche ihrem Namen alle Ehre macht: Kids die gern in ihre Schule gehen und zufriedene Unterrichtende sowie Eltern. Das Rezept klingt so einfach wie neu: Die Waldorfpädagogik trägt einen Teil zur Methodik bei und die Lehrinhalte stammen aus der andinen Kultur und Kosmovision. Das Ergebnis: eine Schule, die die kulturelle Identität stärkt und auf ein Leben in Harmonie vorbereitet, jenseits von Konkurrenzdenken und Individualismus. Ein Ansatz, dem anfangs eine steife Brise ins Gesicht blies, wird nun allmählich salonfähig.
Dario Estrada aus Tumaco, Kolumbien, hat sich schon immer für alles interessiert, was mit Energieerzeugung zu tun hat. Als er während der Pandemie im Internet unterwegs war und ein Video aufstöberte, wo jemand aus Leitungswasser Wasserstoff gewann, nahm Darios Leben einen neuen Lauf, nach dem Motto: Energie für alle!
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Die Tentakel des Bergbauextraktivismus sind global an vielen Orten anzutreffen, so auch im Südwesten des kolumbianischen Departments Antioquia; dank des Widerstands der Menschen in der Region konnte der ausbeuterischen Gier bisher ein Riegel vorgeschoben werden. Aber es geht ihnen nicht allein um die Erhaltung des Naturraums und ihrer hiermit verbundenen Lebensqualität; es entsteht eine Lokaldynamik wirtschaftlicher, meist familiärer Existenzgründungen, die sich an zukunftstauglichen Koordinaten wie Gemeinwohl, Kreislaufwirtschaft und Degrowth orientieren.
DIE SCHÖNE UND DAS BIEST: VON EXTRAKTIVISMUS UND DEM GUTEN LEBEN
Statt Carepakete zu verteilen, beschloss Muyu Chakana, eine in der Pandemie gegründete ekuatorianische Stiftung, die Ausnahmesituation als Chance zu begreifen. Sie wollte nicht nur kurzgreifenden Hilfe leisten, sondern Familiengärten fördern und einheimisches Saatgut bereitstellen. Dieses Projekt hilft besser zu verstehen, welche Bedeutung autochthones Saatgut und Gemüsegärten haben, wie sie das Leben verändern und was Jugendbanden und Permakultur gemeinsam haben.
Die Herausforderung, das Recht auf interkulturelle Gesundheitsversorgung einzufordern, spiegelt sich im Kampf und in der Beharrlichkeit von «Jambi Mascari» wider. Die Organisation von Kiwcha-Hebammen aus Cotacachi macht offensichtlich, dass es hierbei um das Gemeinwohl aller geht, jenseits von Kulturen und Identitäten.
Sie fördern ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit statt der Behebung von Krankheiten, und Alternativen zur Abhängigkeit von der Pharmaindustrie
Eine der bahnbrechenden Errungenschaften des Kollektivs «Quito Eterno» ist es, Geschichten aus der Vergangenheit zu verstehen und zu erzählen, ohne der Blindheit und Segregation zum Opfer zu fallen. Bei ihren pädagogischen Führungen durch das historische Zentrum von Quito machen die Mitglieder der ekuatorianischen Stiftung historische Ereignisse greifbar, indem sie die Figuren der Geschichte auf eine andere Weise darstellen als dies üblicherweise geschieht. Auf diese Weise wird die ethnisch-klassistische Ausblendung vermieden, die leider sonst häufig zu beobachten ist. «Quito Eterno» hat nicht wenigen Menschen eine Wiederbegegnung mit der Geschichte und ihren eigenen Ursprüngen ermöglicht. Schritt für Schritt wird damit die Verleugnung eines Teils ihrer Identität überwunden, die in den indigenen Traditionen und der andinen Kosmovision wurzelt.
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Jules Leben dreht sich um den Kajak und die Flüsse, die Adern der Landschaft. Er teilt seine Entdeckungen, erzählt von der Harmonie mit der Natur, aber auch davon wie der Fluss die Tragödien der Entwicklung, wie an einer Perlenkette aufgereiht, widerspiegelt. Sein sozial-ökologisch inspiriertes Tourismusunternehmen ist Teil eines Netzes mit verschiedenen Handlungssträngen. Jules hat eine klare Lebensphilosophie, agiert eigentlich nie allein und, dort wo möglich, per Kajak.