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Landebahnen und Globale Dörfer Webinar-Zyklus des Zukunftalmanachs «Jenseits von Morgen»

 «Der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien kann in Texas einen Orkan auslösen», sagte der Meteorologe Edward Lorenz vor bald 50 Jahren. Doch dies gilt längst nicht nur für Wetterphänomene. Die Welt des 21. Jahrhunderts ist ein globales Dorf: Denn alles, was wir tun, hat Auswirkungen auf andere Regionen der Erde – nicht nur politisch und wirtschaftlich, sondern auch in Bezug auf Mensch und Umwelt.

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Global mit Gegenverkehr: das Aus der Festung Europa?

7. September 2022, 19:30 – 21:00
 
Warum kann man mit einem deutschen Pass visafrei in 142 Länder reisen, mit einem bolivianischen nur in 70 und mit einem iranischen in 39? Was gerechtfertigt die Tatsache, dass Europa und die USA Mauern an ihren Grenzen errichten und Menschen aus anderen Regionen als «illegal» bezeichnen – vor allem wenn man bedenkt, dass viele Missstände im Süden aufs Konto des Nordens gehen? Wir exportieren Waffen und lassen Regenwälder abholzen oder Menschen in Fabriken schuften, um unser Konsumniveau zu halten, schliessen dann aber unsere Grenzen für Kriegs-, Klima- oder Wirtschaftsflüchtlinge. Migrantinnen und Migranten werden oft nicht nur als Menschen zweiter Klasse betrachtet, sondern auch strukturell diskriminiert. In diesem Webinar möchten wir in Dialog mit Menschen aus verschiedenen Kontinenten treten und der Frage nachgehen, wie wir dazu beitragen können, rassistische Denk- und Verhaltensweisen zu entlarven und zu vermeiden.
Warum der Süden unten ist: Weltbilder im Ausverkauf
22. Juni 2022, 19:30 – 21:00

Der Globale Norden leidet an einem pathologischen «Mehrwerts-Komplex», der sich unter anderem darin zeigt, dass er sein Weltbild und die daraus abgeleiteten Lebens- und Arbeitsweise für die beste – im Extremfall sogar für die einzig adäquate – hält. Dies beginnt bei der Darstellung der Welt auf der Weltkarte, welche nicht die geographische Realität abbildet. In diesem Webinar reflektieren wir, ob das Modell des «fortschrittlichen», «entwickelten» Nordens uns tatsächlich glücklich macht und in andere Regionen der Welt exportiert werden sollte. Ein Vergleich mit indigenen Weltbildern soll zum Nachdenken darüber anregen, was eigentlich ein «gutes Leben» ist. Wir freuen uns über die Teilnahme des peruanischen Anthropologen Boris Blanco, der uns Einblick in die indigenen Kosmovisionen der Anden gibt.

Imperialistische Denkmuster und mentale Asymmetrie im 21. Jh.

Wer bestimmt eigentlich die Spielregeln, nach welchen die weltweiten Beziehungen gestaltet werden? Freihandelsabkommen, Bestimmungen zu Patenten und geistigem Eigentum oder die Degradierung des Globalen Südens zum weltweiten Rohstofflieferanten werden zwischen Führungs¬personen der Politik und der Wirtschaft ausgehandelt. Die konkreten Konsequenzen tragen aber oft Menschen, die keinerlei Mitbestimmungsrechte haben und dadurch leicht zu Opfern von Ausbeutung werden. Dabei geht es nicht nur um materielle Werte, sondern auch um anzestrales Wissen, das sich zum Beispiel die Pharmaindustrie oder akademische Institute aneignen, ohne die ursprünglichen Besitzerinnen und Besitzer zu entschädigen oder zu beteiligen. In diesem Webinar zeigen wir asymmetrische Strukturen auf und stellen die Frage, wie man diese durchbrechen kann.

Wir freuen uns, dass uns die kolumbianische Soziologin Olga Lucia Castillo als Gastreferentin begleitet. Sie ist Professorin und Forscherin an der Fakultät für Umwelt- und Landwirtschaftsstudien der Universidad Javeriana in Bogotá. Am Webinar wird sie auf Literatur über die imperialistische Mentalität und die Asymmetrie in den Nord-Süd-Beziehungen eingehen, doch vor allem aufzeigen, wie und wann diese Asymmetrie im Alltag wahrgenommen wird.

26 JANUAR 2022

Medien, Politik und internationale Organisationen reproduzieren seit Jahrzehnten die selben ­Klischees und Stereotypen der «Armen» im Globalen Süden. Auf der anderen Seite ist auch zu beobachten, dass in vielen Ländern des Südens ein idealisiertes Bild von Europa oder den USA vorherrscht. In diesem Webinar tauschen wir uns darüber aus, inwiefern die – unter anderem in Fundraising-Kampagnen und Werbung – verwendete (Bild-)Sprache eine neokoloniale Haltung zementiert, die Menschen weltweit beeinflusst. Wir möchten den Blick für Denkmuster und Strukturen schärfen, die nicht auf den ersten Blick zu entlarven sind.

6 steile Thesen und Fragen: Helfen, ohne das Anderssein (genügend) zu verstehen – geht das überhaupt?

Jorge Krekeler

Da ja eigentlich nur wir im Norden wissen, wie Entwicklung geht – diese Annahme geht auf einen bei vielen von uns verdeckten weil im Unterbewusstsein schlummernden Überlegenheitskomplex zurück-, bleibt letztendlich nichts anders übrig, als denen im Süden auf die Beine zu helfen.

Europa und USA wie der Globale Norden schlechthin erwecken bei sehr vielen Menschen im globalen Süden den Eindruck eines Schlaraffenlandes, wo eigentlich alle reich sind, es zumindest aber keine Armut gibt.Unabhängigkeit und Gleichberechtigung scheinen doch eher nur Lippenbekenntnisse – dafür sorgen schon neben der ungleichen Rollenverteilung innerhalb der Weltwirtschaftsordnung die mentalisierten neokolonialen Denk- und Wertemuster.

Der globale Süden war immer eigentlich nicht mehr als die Rohstoffkammer des Nordens, zunächst wegen Gold, Silber, Gewürzen usw., heute wegen Mineralien, Soya usw.; mittlerweile taucht der Süden auch als potentieller Absatzmarkt in den Mindmaps des Nordens auf.

Ein durch Gleichberechtigung und Horizontalität charakterisierbares Beziehungsverhältnis sieht dagegen gewiss deutlich anders aus.

Wer braucht wen eigentlich stärker? Oder anders gefragt: Was kann der Norden vom Süden lernen?

Stereotypen und das Helfersyndrom


Woher nehmen sich Europa und der Globale Norden das Recht, seit Jahrhunderten andere Regionen der Erde auszubeuten, als wäre es eine Selbstverständlichkeit? Dies hängt unter anderem mit rassistischen Stereotypen zusammen, die teilweise aus der Kolonialzeit stammen, aber bis heute das kollektive Bewusstsein prägen.

Nicole Maron, Januar 2022

Vor 200 Jahren erklärte ein Staat Lateinamerikas nach dem anderen seine Unabhängigkeit von Spanien.
Australien wurde 1907 unabhängig von Grossbritannien, Indien 1947. Die Sklaverei wurde in den meisten Ländern im Laufe des 19. Jahrhunderts verboten, und die Kolonisation Afrikas endete spätestens mit dem Zweiten Weltkrieg. Darauf folgte die Gründung der UNO unter dem Motto der Gleichwertigkeit aller Nationen auf der Welt. Doch diese Deklarationen und der postkoloniale Diskurs sind nicht mehr als eine Farce. Auch wenn heute andere Begrifflichkeiten verwendet werden, ist die Ausbeutung des Globalen Südens eine Tatsache, die nicht wegdiskutiert werden kann.

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Landebahnen und Globale Dörfer (5)