Kein Wachstum ist auch (k)eine Loesung
Kaum etwas beschäftigt Politiker_innen und Wirtschaftsexpert_innen so sehr wie das Wirtschaftswachstum: Wie groß wirdes? Wie viel braucht es, damit die Arbeitslosigkeit zurückgeht? Welche Politik schafft am meisten davon? Wie viel Soziales und wie viel Ökologie verkraftet das Wachstum? Welche Wirtschaftszweige müssen gefördert werden, weil sie «Wachstumstreiber» sind?
Das Ziel Wirtschaftswachstum scheint über Parteigrenzen hinweg Konsens zu sein. Dabei ist völlig unklar, was da eigentlich wachsen
soll. Denn (Wirtschafts-)Wachstum ist ein schwammiger Begriff und wird von verschiedenen Akteuren unterschiedlich definiert.
Meistens – und dem folgen wir auch in dieser Broschüre – ist damit die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gemeint, also des
in Geld gemessenen Werts der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (Wertschöpfung). Dieser Wert soll nun steigen,
unabhängig davon, ob wir die dafür hergestellten Güter wollen und brauchen (Bildung, Windkraftanlagen, Fahrräder) oder eher
nicht (Werbung, Fastfood, Schönheitsoperationen, Waffen), und unabhängig davon, welche sozialen und ökologischen Schäden damit verbunden sind. Diese Gleichgültigkeit gegenüber dem, was da mit welchen Auswirkungen unter welchen Bedingungen produziert wird, lässt es fraglich erscheinen, ob das Bruttoinlandsprodukt ein guter Wohlstandsindikator ist.