DIE RÜCKKEHR DER TEXTILINDUSTRIE
Sina Trinkwalder hat geschafft, was alle Experten für unmöglich erklärt hatten: eine Textilfabrik in Deutschland aufzubauen und dort anständige Löhne zu zahlen.
Sina Trinkwalder hat geschafft, was alle Experten für unmöglich erklärt hatten: eine Textilfabrik in Deutschland aufzubauen und dort anständige Löhne zu zahlen.
Geld regiert die Welt im negativen wie im positivem Sinne. Geld kann dem Gemeinwohl dienen und unsere Welt ein bisschen besser machen. Geld ist also auch das, was du daraus machst.
Im Webinar „Geld, Macht und Gemeinwohl“ sowie im Onlinekurs „Geld und Demokratie“ erforscht der Autor und Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie Christian Felber diese Entwicklungen und hat auch Lösungen bereit, wie sich unser Geldsystem alternativ gestalten ließe.
Ergänzend dazu haben wir in diesem Blogartikel einige Möglichkeiten zusammengetragen, mit denen du dein Geld (abseits von bewussterem und z.B. lokalerem Einkaufen) in bessere Bahnen lenken kannst.
Es mag wie ein einfacher Akt erscheinen, doch er hat eine mächtige Wirkung: Wechsele dein Bankkonto und eröffne eines bei einer nachhaltigen, ethischen oder grünen Bank. Der bereits erwähnte Verein urgewald hat hier in einer Publikation „Was kann eigentlich mein Geld?“ sehr prägnant zusammengefasst, warum sich ein Bankenwechsel unbedingt lohnt.
Und zu welcher Bank empfiehlt es sich zu wechseln?
Dank des jahrelangen Wirkens der GfG gibt es auch in Österreich ein erstes Gemeinwohlkonto – ein herkömmliches Girokonto, auch mit Bankomatkarte, einsetzbar ist, auf dem jedoch dein Geld gut aufgehoben ist. In Deutschland gibt es bereits seit einigen Jahrzehnten ethische Banken wie die GLS Bank, die Triodos-Bank und die Ethikbank. Die Nachhaltigkeitsplattform Utopia.de hat in diesem Artikel die aus ihrer Sicht besten ethischen Banken zusammengetragen., hier findet sich eine umfassende Liste von Alternativbanken.
Aus dem letzten Onlinekurs „Geld und Demokratie“ hat sich übrigens eine Initiative von Menschen gebildet, die eine Art „Guerilla-Marketing-Kampagne“ organisiert. Menschen fordern ihre eigene Hausbank auf, doch endlich auch ein Gemeinwohlkonto anzubieten! Auch du kannst dich beteiligen. Schreibe eine Mail an: info@gemeinwohl.coop
Das Thema „Nachhaltige und grüne Geldanlagen“ ist komplex und sprengt den Rahmen dieses Beitrags, wir wollen dir auch nix direkt empfehlen (du kannst dich vielleicht hier, hier oder hier schlau machen). Es sind in den letzten Jahren viele “grüne Anlageprodukte” auf den Markt gekommen, die wohl nur sehr oberflächlich “nachhaltig” wirken (siehe z.B. den Artikel “Wie grün sind grüne Geldanlagen” vom Klimareporter).
Wenn du dein Geld sinnstiftend investieren magst – jenseits von abstrakten Fonds -, dann sind Crowdfunding, Crowdinvesting oder auch Spenden sicherlich spannend für dich …
Vielleicht möchtest du so monatlich mit einem bestimmten Betrag Crowdfundings unterstützen? Neue Projekte zu entdecken kann so viel Freude machen und ermutigen!
Der Vorteil: Dein Geld fließt direkt in Projekte, die du selbst ausgewählt hast. Du hast einen konkreten Bezug dazu. Die Initiator*innen des Crowdfundings erhalt das Geld unmittelbar nach dem erfolgreichen Crowdfunding und müssen in der Regel nur einen geringen Betrag an die Crowdfunding-Plattform selbst zahlen (max. 7 Prozent der Fundingsumme).
Empfehlenswerte Crowdfunding-Plattformen sind die Plattform der Genossenschaft für Gemeinwohlsowie Startnext, die größte Crowdfunding-Plattform im deutschsprachigen Raum, oder Respekt.net . Zudem lohnt es sich auch, bei der Spendenplattform betterplacevorbeizuschauen.
Einen guten Überblick über “Grüne Crowdfunding-Plattformen” findet sich auch hier auf Utopia bzw. hier eine umfassende und filterbare Liste von Crowdfunding-Plattformen.
Doch auch schon ganz kleine Summe vermögen es, eine mächtige Wirkung zu erzielen – zumindest, wenn viele Menschen jeweils regelmäßig einen kleinen Betrag spenden – zum Beispiel einen Euro, um ein Grundeinkommen zu ermöglichen. Auf diese Weise, weil hunderttausende Menschen – so genannte „Crowdhörnchen“, regelmäßig einen winzigen Betrag spenden, hat der Verein „Mein Grundeinkommen“ bereits bis jetzt 892 Grundeinkommen in Höhe von 1.000 Euro monatlich für einen Zeitraum von einem Jahr finanziert. Den Gründer von „Mein Grundeinkommen“ Michael Bohmeyer hatten wir übrigens bereits bei einem Online-Summit zu Gast – seine Intention mit dem Projekt ist eigentlich ein Forschungsimpuls – was passiert, wenn Menschen frei sind, zu tun, was sie wollen?
Großartig, oder? Werde doch auch du zum Crowdhörnchen!
Hier ist die Genossenschaft für Gemeinwohl (GfG) eine gute Adresse. Neben dem Onlinekurs „Geld und Demokratie“, den wir gemeinsam mit GfG realisieren, sind im Akademiebereich der Genossenschaft viele weitere Angebote zu finden, die dich dabei unterstützen, die Finanzwelt besser zu verstehen – darunter auch ein Zertifikatslehrgang, der 8 ECTS Punkte für universitäre oder berufliche Weiterbildung – auch für eine Bildungskarenz – bringt. Sylvia Brenzel, eine Mit-Gründerin der Pioneers of Change, ist dort eine der Vortragenden. Sie bringt dort das wichtige Thema des höchstpersönlichen „menschlichen“ Zugangs zum Thema Geld ein.
Natürlich kannst du auch Genossenschaftsmitglied werden und so die Arbeit und den weiteren Ausbau der GfG kontinuierlich unterstützen. Hier sei besonders das Moneyfest hervorgehoben: Fußend auf ihrer jahrelangen Arbeit zum Thema hat die GfG prägnant und klar zehn Grundprinzipien eines gemeinwohlorientierten Geld- und Finanzsystems zusammengefasst – vom Spekulationsverbot über die Einführung eines Gemeinwohl-Produkts bis hin zur Einrichtung von Bürger*innenräten. Nicht zuletzt wird dort sehr kompakt auf den Punkt gebracht, was der tiefere Sinn dahinter ist, sich mit dem oft „sperrig“ empfundenen Thema Geld- und Finanzsystem zu befassen
Eine weitere gute und fundierte Anlaufstelle stellt der der Verein urgewald dar, der sich bereits seit 30 Jahren für Divestment und alternative Investitionen einsetzt. In zahlreichen Kampagnen und Publikationen hat urgewald offengelegt, durch welche Geldquellen bspw. Regenwälder zerstört sowie Atomkraftwerke und Kredite für Streubomben finanziert werden. Auch beleuchtet urgewald, wie es möglich ist, stattdessen in sinnstiftende Projekte zu investieren. Ein Blick in den gut gefüllten Publikationspool von urgewald lohnt in jedem Fall.
Auch wenn die Dokumentation „Let´s make money“ von Erwin Wagenhofer bereits aus dem Jahr 2011 stammt, ist sie bis heute sehenswert. Wagenhofer wirft damit einen Blick hinter die Kulissen von Banken und Versicherungen. Der Film zeigt deutlich und schonungslos, welche Ungerechtigkeit in der Finanzwelt herrscht, ganz abseits der Versprechungen in Hochglanzprospekten (Zusammenfassung der Kapitel des Films hier).
Text ursprünglich veröffentlicht auf Pioniersofchange.org
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Ursprünglich geschrieben am project syndicate
ONDON – Jüngste Ankündigungen über die in Studien nachgewiesene Wirksamkeit von Covid-19-Impfstoffen haben Hoffnungen geweckt, dass eine Rückkehr zur Normalität in Sicht ist. Die vorläufigen Daten zu den neuartigen mRNA-Impfstoffen von Pfizer/BioNTech und Moderna präsentieren sich höchst ermutigend und deuten darauf hin, dass ihre Zulassung für den Notfalleinsatz bevorsteht. Und Nachrichten der letzten Zeit über die (etwas geringere) Wirksamkeit des Impfstoffs von AstraZeneca und der Universität Oxford lassen Optimismus aufkommen, dass noch weitere Durchbrüche bevorstehen.
Theoretisch würde die Verfügbarkeit eines wirksamen Impfstoffs den Anfang vom Ende der Covid-19-Pandemie bedeuten. In der Praxis stehen wir allerdings noch nicht einmal am Ende des Anfangs der Bereitstellung eines notwendigen „Impfstoffs für die Menschen” der gerecht verteilt wird und für alle, die ihn benötigen, frei verfügbar ist.
Freilich ist es zu würdigen, wenn innerhalb weniger Monate ein Impfstoff entwickelt wird. Der Menschheit ist ein gewaltiger technologischer Sprung nach vorn gelungen. Als Sprungbrett fungierten jedoch jahrzehntelange massive öffentliche Investitionen in Forschung und Entwicklung.
Die meisten der führenden Impfstoffkandidaten wappnen das Immunsystem gegen das so genannte „Spike-Protein“ des Virus. Dieser Ansatz wurde durch jahrelange Forschung an den US-amerikanischen National Institutes of Health ermöglicht. In jüngerer Vergangenheit erhielt BioNTech von der deutschen Bundesregierung 371 Millionen Euro und Moderna bekam 1 Million Dollar von der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations sowie über 1 Milliarde Dollar von der US Biomedical Advanced Research and Development Authority sowie der US Defense Advanced Research Projects Agency. Für den Impfstoff von AstraZeneca und der Universität Oxford gab es über 1 Milliarde Pfund an öffentlichen Mitteln.
Damit sich allerdings technologische Fortschritte in Gesundheit für alle niederschlagen, sollten gemeinschaftlich entwickelte Innovationen im öffentlichen Interesse und nicht zugunsten des privaten Profits geregelt sein. Dies gilt insbesondere, wenn es um die Entwicklung, Herstellung und Verteilung eines Impfstoffs im Zusammenhang mit einer Pandemie geht.
Kein Land kann diese Krise im Alleingang bewältigen. Deshalb brauchen wir Impfstoffe, die universell und frei verfügbar sind. Und doch wird im gegenwärtigen Innovationssystem den Interessen der Länder mit hohem Einkommen Vorrang vor jenen aller anderen eingeräumt und den Profiten ein höherer Stellenwert beigemessen als der öffentlichen Gesundheit.
Der erste Schritt in Richtung eines Impfstoffs für alle Menschen besteht darin, vollständige Transparenz hinsichtlich der Ergebnisse der klinischen Studien zu gewährleisten. Das würde die unabhängige und zeitnahe Beurteilung der Sicherheit und Wirksamkeit ermöglichen. Die Veröffentlichung dürftiger, vorläufiger Daten in Form von Pressemitteilungen der Unternehmen eignet sich für Finanzmärkte, aber nicht für das öffentliche Gesundheitswesen. Diese Praxis schafft einen fragwürdigen Präzedenzfall. Während die Aktienkurse der pharmazeutischen Industrie in die Höhe schnellen, verfügen Beschäftigte im Gesundheitswesen und die Öffentlichkeit über kein klares Bild hinsichtlich der veröffentlichten Resultate. In dem Maße, da mehr Details über die Mängel im Design und in der Durchführung der klinischen Studien für den AstraZeneca-Oxford-Impfstoff bekannt werden, mehren sich auch die Forderungen nach offener Wissenschaft und einem unmittelbaren Austausch von Protokollen und Ergebnissen.
Hinzu kommt, dass kritische Fragen zu den führenden Impfstoffkandidaten unbeantwortet bleiben. Als Reaktion auf den politischen und wirtschaftlichen Druck in Ländern hohen Einkommens setzen Pharmaunternehmen alles daran, ihre Impfstoffkandidaten schnellstmöglich über die Ziellinie zu bringen. Dementsprechend haben sie ihre klinischen Phase-Drei-Studien so konzipiert, dass diese so rasch wie möglich positive Ergebnisse liefern, anstatt sich relevanteren Fragen zu widmen wie etwa jener, ob der Impfstoff eine Infektion verhindert oder nur vor der Krankheit schützt. Unklar ist auch, wie lange der Schutz anhält, ob ein bestimmter Impfstoff bei jungen und alten Menschen oder bei Menschen mit Komorbiditäten gleich gut wirkt und wie die führenden Impfstoff-Kandidaten im Vergleich zueinander abschneiden (entscheidend für die Entwicklung wirksamer Impfstrategien).
Darüber hinaus bleiben nationale Interessen – insbesondere die der Industrieländer – der dominierende Faktor bei der Auslieferung der Impfstoffe. Die Etablierung der internationalen Kauf- und Vertriebsplattform COVAX stellt zwar einen bedeutsamen Fortschritt dar, doch ihr Einfluss wird durch massive bilaterale Vorkaufsvereinbarungen reicher Länder zunichte gemacht, die es sich leisten können, auf mehrere Impfstoffe zu setzen. So haben beispielsweise Länder hohen Einkommens bereits fast 80 Prozent jener Impfdosen von Pfizer/BioNTech und Moderna gekauft, die innerhalb des ersten Jahres verfügbar sein werden.
Alles in allem haben die reichen Länder Anspruch auf 3,8 Milliarden Impfdosen verschiedener Hersteller erhoben, verglichen mit 3,2 Milliarden für den Rest der Welt zusammengenommen (darunter etwa 700 Millionen Dosen für COVAX). Mit anderen Worten: Länder hohen Einkommens haben genug Impfdosen vorbestellt, um ihren Bedarf mehrfach abzudecken, so dass dem Rest der Welt potenziell zu wenig zur Verfügung steht, um selbst die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu impfen.
Und da sich der Wettlauf um die Entwicklung der Impfstoffe hauptsächlich um westliche Märkte dreht, sind manche Impfstoff-Kandidaten außerhalb des Industrieland-Kontexts kaum brauchbar. Der Pfizer/BioNTech-Impfstoff muss bei -70º Celsius gelagert werden – das ist kälter als der antarktische Winter. Insbesondere für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen wird die Verteilung dieses Impfstoffs kostspielige und komplexe logistische Herausforderungen mit sich bringen. Obwohl andere Kandidaten – wie der Impfstoff von AstraZeneca-Oxford – bei höheren Temperaturen stabil sind, ist es durchaus bemerkenswert, dass das erste zulassungsfähige Produkt derart haarsträubende Merkmale der Marktdiskriminierung aufweist.
Jenseits nationaler Interessen lauert das Problem noch enger gefasster privater Interessen, die sich aus einem überfinanzierten biopharmazeutischen Innovationsmodell ergeben. Das Geschäftsmodell für künftige Impfstoffentwicklungen wird bereits jetzt evaluiert, nachdem die Pandemie den potenziellen Geldsegen für die Investoren erkennen ließ. Und während sie davon profitieren, dass Aktienkurse drastisch ansteigen, Kapitalgewinne in die Höhe schnellen und man Aktien jenes Unternehmens genau an dem Tag abstoßt, an dem vielversprechende vorläufige Ergebnisse aus klinischen Studien verkündet werden, erscheint die Bereitstellung eines Impfstoffs für alle Menschen nur mehr als Nebensächlichkeit.
Die Covid-19-Krise ist ein perfekter Test dafür, ob sich in den kommenden Jahren ein stärker auf die öffentliche Gesundheit ausgerichteter Ansatz für Innovation und Produktion durchsetzen wird. Während Pfizer an dem Modell der Maximierung des Shareholder Value festhält, hat sich AstraZeneca zumindest verpflichtet, „während der Pandemie“ keinen Profit aus seinem Impfstoff schlagen zu wollen. Doch trotz aller öffentlichen Investitionen, mit denen diese Innovationen finanziert wurden, bleibt der Prozess undurchsichtig, so dass man sich fragt, ob AstraZeneca tatsächlich bereit ist, der öffentlichen Gesundheit Vorrang vor dem Gewinn einzuräumen und seinen Impfstoff zum Selbstkostenpreis anzubieten.
Obwohl die jüngsten Nachrichten über Impfstoffe Hoffnungen weckten, haben sie auch das kaputte Geschäftsmodell der pharmazeutischen Industrie offengelegt und Zweifel an den Aussichten auf die Bereitstellung eines Impfstoffs für die Menschen und die Verwirklichung des Konzepts „Gesundheit für alle“ aufkommen lassen. Wenn wir weitermachen wie bisher, könnten wir in dieser Krise irgendwie über die Runden kommen. Aber es gibt einen besseren Weg. Bevor uns die nächste Pandemie ereilt, müssen wir Impfstoffe als globales öffentliches Gut anerkennen und damit beginnen, das Innovationssystem in Richtung symbiotischer, im öffentlichen Interesse geführter öffentlich-privater Partnerschaften zu entwickeln.
Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier