„Wir können uns die positive Zukunft noch nicht vorstellen“

Frau van Bronswijk, wir wissen alles über die Klimakrise: was sie verursacht, wie sie sich bekämpfen lässt. Warum kriegen wir das mit dem Klimaschutz trotzdem nicht gebacken?
Weil wir Menschen sind. Und Menschen sind nicht immer so rational, wie wir uns das wünschen. Wir treffen unsere Entscheidungen emotionsgeleitet und unser Gehirn unterliegt dabei Denkfehlern. Evolutionär ist unser Denken für akute Bedrohungen gemacht. Wir sind für den Säbelzahntiger gerüstet, der plötzlich aus dem Busch springt. Bei langfristigem Denken schleichen sich immer wieder Fehler ein.
Was sind das für Denkfehler?
Wir füllen Wissenslücken mit Dingen, die zu unserem Weltbild passen. Und wenn das Weltbild eines Menschen vielleicht eher konservativ ist, ordnet er Informationen für sich so ein, dass sie dieser Haltung nicht entgegenstehen. Das ist kein böser Wille oder Dummheit, sondern das normale Verhalten unseres Gehirns. Andere tappen in die Optimismusfalle. Sie gehen davon aus, dass das Schlimme, was die Klimakrise mit sich bringt, schon nicht sie persönlich treffen wird.
Ist persönliche Betroffenheit denn unbedingt notwendig, damit Menschen etwas gegen die Klimakrise unternehmen?
Menschen werden vor allem von Dingen bewegt, die ihnen nahe sind, räumlich, zeitlich und sozial. Die globale Ungerechtigkeit tut vielen Menschen in Deutschland leid. Sie widerspricht ihrem Wertekanon. Aber Ungerechtigkeit, die mir selbst jetzt und hier widerfährt, wird mich immer stärker zum Handeln bewegen.
